ETF Ratgeber

Steuern bei Geldanlageprodukten: Alles, was Du wissen musst! – Kapitalgespräche #4

Warum das Thema so wichtig ist

Steuern sind in Deutschland ein entscheidender Faktor bei der Geldanlage. Wer seine Investments nicht nur clever auswählt, sondern auch steuerlich optimiert, kann langfristig deutlich mehr aus seinem Kapital herausholen. In der vierten Folge von Kapitalgespräche sprechen Julian und Klaus genau darüber: Welche Steuerregeln gelten bei Kapitalanlagen, welche Produkte haben Vor- oder Nachteile, und welche Fallstricke lauern?

Für alle, die lieber hören, statt lesen; der Video-Podcast auf YouTube und Spotify

Freibeträge clever nutzen

Jede Person hat einen Freibetrag von 1.000 € pro Jahr für Kapitalerträge. Das gilt auch für Kinder und Babys.
Kapitalerträge können sein:

  • Zinsen vom Tagesgeld oder Festgeld,
  • Dividenden von Aktien,
  • Gewinne aus Fonds oder ETFs.

Alles bis 1.000 € bleibt steuerfrei.
Wichtig: Den Freistellungsauftrag bei der Bank einrichten – sonst wird automatisch Abgeltungsteuer einbehalten.

Über den Freibetrag hinaus greift die Kapitalertragsteuer von 25 % plus Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer. In Summe landet man bei etwa 26,4 %.

Teilfreistellung bei Fonds

Ein interessanter Kniff:
Fonds mit mehr als 50 % Aktienanteil werden steuerlich als Aktienfonds behandelt.
Hier gibt es eine Teilfreistellung von 30 % – auf Kursgewinne und Dividenden.

Das heißt: Auch wenn ein Fonds z. B. 60 % Aktien und 40 % Anleihen enthält, werden 100 % der Erträge mit diesem 30%-Rabatt behandelt. Das senkt die Steuerlast und macht Mischfonds mit hohem Aktienanteil steuerlich attraktiver.

Thesaurierende ETFs – warum sie oft besser sind

Bei thesaurierenden ETFs werden Gewinne nicht ausgeschüttet, sondern direkt reinvestiert.
Vorteile:

  • Steuern werden aufgeschoben (Steuerstundung).
  • Man profitiert vom Zinseszinseffekt ohne jährliche Steuerabflüsse.
  • In der Praxis sind sie meist steuerlich günstiger als ausschüttende Produkte.

Vorabpauschale – was es damit auf sich hat

Seit 2018 gibt es die sogenannte Vorabpauschale.
Sie ist eine Art Mindestbesteuerung für Fonds, abhängig vom Basiszins.

  • Bei Null- oder Negativzinsen (wie zuletzt) fällt die Pauschale meist sehr gering aus.
  • Wenn später Gewinne anfallen, wird die bereits gezahlte Vorabpauschale angerechnet.

Für Anleger heißt das: Keine Panik – die Vorabpauschale ist meist nicht dramatisch.

Edelmetalle: Steuerfrei nach 12 Monaten

Physische Edelmetalle (z. B. Gold oder Silberbarren):

  • Verkauf innerhalb von 12 Monatensteuerpflichtig.
  • Verkauf nach 12 Monatensteuerfrei.

Achtung: Bei über Finanzprodukte abgebildeten Edelmetallen kann die Haltefrist auf 10 Jahre steigen. Und man muss gegenüber dem Finanzamt genau nachweisen, wie und wann gekauft und verkauft wurde.

Bitcoin & Kryptowährungen

Kryptos gelten steuerlich nicht als Investment, sondern als Spekulationsobjekte.

  • Gewinne sind steuerfrei nach 12 Monaten Haltedauer.
  • Verkauf innerhalb von 12 Monaten → steuerpflichtig.

Risiko: Die Regeln sind strenger, Nachweise müssen sauber geführt werden.

Versicherungsmäntel und Nettopolicen

Ein spannendes Instrument sind sogenannte Nettopolicen (im Gegensatz zu Provisionspolicen).
Vorteile:

  • Während der gesamten Laufzeit bis zur Rente ist das Kapital steuerfrei.
  • Auch Umschichtungen im Depot (z. B. ETFs tauschen) sind steuerfrei.
  • Das kann langfristig enorme Steuervorteile bringen.

Aber: Man muss unbedingt auf die Kosten achten. Viele Vergleichsrechner rechnen Policen zu schön. Wichtig ist die effektive Kostenquote.

Riester-Verträge – warum sie unattraktiv sind

Riester-Verträge leiden unter:

  • Beitragsgarantie, die den Anbieter zwingt, in Krisenzeiten aus Aktien auszusteigen,
  • hohen Kosten,
  • und einem bürokratischen Monster.

Viele Anbieter haben Riester bereits abgeschafft – und auch für Anleger ist er oft unattraktiv, trotz Förderung.

Steuern im Ruhestand – Günstigerprüfung

Besonders spannend für Rentner oder Selbstständige:

  • Im Alter ist das Einkommen oft geringer.
  • Deshalb kann es sich lohnen, in der Steuererklärung die „Günstigerprüfung“ zu beantragen.
  • Das Finanzamt prüft dann, ob nicht die individuelle Einkommensteuer günstiger wäre als die Abgeltungsteuer.

Für Angestellte im Erwerbsleben meist irrelevant – für Ruheständler mit Depot aber ein echter Steuertipp.

Fazit: Steuern verstehen, Rendite erhöhen

Das Gespräch zeigt deutlich: Steuern sind bei der Geldanlage kein Nebenthema, sondern können über Jahrzehnte den Unterschied machen.
Die wichtigsten Punkte sind:

  • Freibeträge nutzen (1.000 € pro Person),
  • Teilfreistellungen von Fonds mit hohem Aktienanteil beachten,
  • Thesaurierende ETFs bevorzugen,
  • Haltefristen bei Edelmetallen und Kryptos einhalten,
  • Versicherungsmäntel können steuerlich Vorteile bringen – aber nur bei geringen Kosten,
  • Riester ist oft unattraktiv,
  • In der Rente: Günstigerprüfung kann bares Geld sparen.

FAQs – Steuern bei Geldanlageprodukten

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Klaus Rombach Finanzberater

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