Viele Menschen denken: Wer richtig viel Geld verdient, ist automatisch auch finanziell frei. Doch das ist ein Irrtum. Genau darüber spricht Davor Horvat, Gründer der Honorarfinanz AG, in einem ausführlichen Gespräch. In seinem neuen Buch „Vom Topverdiener zum Privatier“ zeigt er, warum hohe Einkommen nicht zwangsläufig zu Wohlstand führen und wie man es trotzdem schafft, ein freies und unabhängiges Leben aufzubauen.
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Warum verdienen viele viel, bleiben aber nicht reich?
Das Überraschende: Auch mit 500.000 € Jahreseinkommen kommen viele nicht wirklich klar. Klingt verrückt, oder? Aber Horvat erklärt: Der Lebensstandard wächst oft genauso schnell wie das Einkommen. Teure Immobilien, Urlaube, Autos oder Hobbys verschlingen riesige Summen. Und obwohl man vielleicht 3.000 bis 4.000 € im Monat spart, reicht das langfristig nicht aus, um den gehobenen Lebensstil im Ruhestand zu finanzieren.
Hinzu kommt: Zeitmangel. Wer beruflich stark eingespannt ist, kümmert sich oft kaum um die eigenen Finanzen. Statistisch bleiben gerade mal 3 % der Lebenszeit für Vermögensplanung übrig. Das Ergebnis: Man vertraut blind auf Banken oder Berater und tappt dabei nicht selten in teure Fallen.
Typische Fehler von Topverdienern
Horvat spricht Klartext: Viele Topverdiener verschätzen sich gewaltig. Sie denken, ihr hoher Cashflow reiche schon, um ausgesorgt zu haben. Aber:
- Sie rechnen nicht durch, wie viel Vermögen wirklich nötig ist.
- Sie investieren falsch, weil sie schnellen Reichtum erwarten.
- Sie lassen sich Produkte verkaufen, die vor allem dem Berater nutzen.
- Und sie verlieren die Disziplin, wenn die Märkte schwanken.
Dazu kommt die berühmte Lifestyle-Falle: Man gewöhnt sich an Villen, Sportwagen und Luxusreisen – doch jeder zusätzliche „Schlüssel“ am Schlüsselbund ist auch eine zusätzliche Belastung.
Der erste Schritt: Klare Ziele setzen
Im Buch macht Horvat deutlich: Bevor es überhaupt um Produkte oder Renditen geht, braucht es eine klare Zieldefinition.
- Wann möchte ich Privatier sein – mit 50, 55 oder 60?
- Welchen Lebensstandard will ich mir dann leisten können?
- Wie hoch ist meine persönliche Schwelle für finanzielle Sicherheit, für Vitalität (die schönen Dinge im Leben) und für echte Unabhängigkeit?
Diese Ziele werden in Zahlen übersetzt. So entsteht ein realistisches Bild davon, wie viel Vermögen tatsächlich nötig ist.
Der Weg zum Privatier: Disziplin statt Wundermittel
Viele fragen: „Welches Produkt bringt mich schnell ans Ziel?“ Horvats Antwort ist eindeutig: Kein Produkt. Es geht nicht um den großen Coup, sondern um Kontinuität.
Das bedeutet: regelmäßig investieren, am besten in breit gestreute ETFs. Dabei sollte auf minimale Kosten geachtet werden und stets langfristig gedacht werden. Langfristig bezieht sich dabei nicht auf einige Monate oder 2,3 Jahre, sondern die nächsten 15 bis 20 Jahre.
Die durchschnittliche Marktrendite von 8–9 % bei Aktien ist absolut ausreichend, um Vermögen aufzubauen, wenn man durchhält und nicht ständig in Panik oder Gier verfällt.
Freiheitsdepot: Das Herzstück der Strategie
Ein zentrales Konzept im Buch ist das sogenannte Freiheitsdepot. Das ist kein Sparkonto und kein Festgeld, sondern ein langfristiger Investmenttopf, der echte Erträge liefert: Zinsen, Dividenden, Mieteinnahmen. Dieses Depot soll am Ende die finanzielle Freiheit finanzieren.
Wichtig: Breite Streuung, internationale Ausrichtung, niedrige Kosten. Mit ETFs lässt sich genau das umsetzen, ohne komplizierte Spekulationen oder riskante Einzeltitel.
Finanzielle Freiheit ist mehr als Geld
Horvat betont, dass finanzielle Freiheit nicht bedeutet, nichts mehr zu tun. Für ihn heißt es: Selbst bestimmen können. Arbeiten, wenn man will – nicht weil man muss. Zeit für Familie, Sport und Gesundheit haben. Und das Leben nicht allein vom Einkommen abhängig machen.
Denn was nützt der größte Reichtum, wenn die Gesundheit nicht mitspielt oder man für Familie und Freunde keine Zeit hat? Für Horvat ist deshalb die Balance entscheidend: Geld soll Möglichkeiten schaffen, aber nicht zum Selbstzweck werden.
Die Rolle der Beratung
Ein weiteres Thema: Finanzberater. Horvat warnt davor, sich auf Provisionsberater zu verlassen. Denn egal, wie sympathisch der Kontakt ist – es bleibt immer ein Interessenkonflikt. Er selbst arbeitet bewusst auf Honorarbasis, um diesen Konflikt auszuschalten. Trotzdem rät er jedem: Vertraue niemandem blind. Baue dir selbst ein Grundverständnis auf, damit du Entscheidungen nachvollziehen kannst.
Fazit
Vom Topverdiener zum Privatier ist kein Automatismus. Wer viel verdient, hat zwar einen Vorteil – aber auch hohe Risiken: Lifestyle-Falle, falsche Investments, Zeitmangel. Der Schlüssel liegt darin, klare Ziele zu definieren, ein Freiheitsdepot aufzubauen, diszipliniert und langfristig zu investieren und dabei immer das große Ganze im Blick zu behalten: Gesundheit, Familie, Lebensfreude.
Horvats Botschaft: Finanzielle Freiheit ist machbar, aber nur mit Plan, Disziplin und Eigenverantwortung.
Häufige Fragen zum Thema Geldanlage
