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Sind US-Wahlen für meine Anlagestrategie entscheidend?

„Man kann keine guten langfristigen Erträge erzielen, wenn man kurzfristig denkt.“

– Bill Nygren

Präsidentschaftswahlen in den USA sind zweifelsohne wichtige Wahlen.

Für den ein oder anderen Anleger mag die Versuchung groß sein, das eigene Portfolio an dieses Marktumfeld anzupassen. Das Problem: Niemand weiß, wie sich die Märkte kurzfristig entwickeln werden.

Wir wissen jedoch, dass zahlreiche Faktoren die Kursentwicklung an den Märkten beeinflussen. Genau deshalb ist es so schwierig, Anlageentscheidungen auf einen einzigen Faktor wie eine Präsidentschaftswahl abzustimmen.

Ihr Ausgang jedoch hatte nur einen begrenzten Einfluss auf die Märkte. Die Volatilität am Aktienmarkt im Vorfeld und direkt nach US-Präsidentschaftswahlen ist – unabhängig davon, wer die Wahl gewinnt – minimal.

Dazu möchten ich in diesem Beitrag eingehen, vorab die wichtigsten Fragen auf einen Blick.

Häufige Fragen zum Anlagestrategien währen politischen Ereignissen

Wer bringt die US-Börsen in Schwung?

Hört man die Reden von Donald Trump, könnte man meinen, seine demokratischen Gegner schädigten die Wirtschaft und schmälerten die Aussichten von Aktionären. Betrachtet man den US-Aktienmarkt (S&P 500) zeigt sich allerdings ein anderes Bild.

Im Durchschnitt waren die Börsen in diesem Jahrhundert mit demokratischen Präsidenten besser bedient. Allerdings konnte Trump in seiner letzten Amtszeit die Märkte sehr positiv beeinflussen. Ob das auch diesmal so sein wird, kann Stand heute niemand sagen.

Entwicklungen an der Börse während den Amtszeiten verschiedner US Präsidenten.

Wahlen als Volatilitätstrigger? Entwicklung von US-Aktien im Vorlauf der Wahlen

Das folgende Diagramm zeigt die Volatilität am US-Aktienmarkt an den 100 Geschäftstagen vor bzw. nach den 13 US-Präsidentschaftswahlen seit 1972. Die annualisierte Volatilität des S&P 500-Index seit 1971 wird von der grauen Linie verdeutlicht.

Bei den meisten Wahlen (graue Linien) liegt die Volatilität unter dem historischen Durchschnitt. Aber keine Regel ohne Ausnahme: In diesem Fall sind das die Wahlen 2000 und 2008, die mit dem Platzen der Dotcom-Blase (Türkis) bzw. der Weltfinanzkrise (Dunkelgrün) zusammentrafen.

Dass 2008 die Volatilität nach den Wahlen abflaute, war eher Zufall. In jenem Jahr fiel der Wahlkampf mit der globalen Finanzkrise zusammen, die sich im September 2008 – rund 30 Geschäftstage vor dem Wahltag – mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers nochmals deutlich vertiefte.

Die Märkte sind ganz grundsätzlich an der Zukunft interessiert, nicht an der Vergangenheit. Kurse sind deshalb immer Ausdruck dessen, was der Markt erwartet. Und diese Erwartungen sind eben nicht nur politischer Natur, sondern zum Beispiel auch wirtschaftlicher. Es gibt zig Faktoren, die für die Preisfindung am Markt eine Rolle spielen. US-Präsidentschaftswahlen sind nur einer davon – und nur ganz selten der bedeutendste.

Das Diagramm zeigt die annualisierte Volatilität der täglichen Rendite des S&P 500 in EUR im Zeitraum von 21 Geschäftstagen (ein Monat), beginnend am 100. Tag vor und endend am 100. Tag nach einer US-Präsidentschaftswahl seit November 1972

Anmerkungen: Das Diagramm zeigt die annualisierte Volatilität der täglichen Rendite des S&P 500 in EUR im Zeitraum von 21 Geschäftstagen (ein Monat), beginnend am 100. Tag vor und endend am 100. Tag nach einer US-Präsidentschaftswahl seit November 1972. Die Volatilität gibt Aufschluss darüber, wie stark die tägliche Rendite im Zeitverlauf schwankt. Die grüne Linie markiert die annualisierte Volatilität im Durchschnitt zwischen dem 20. August 1971 und dem 27. September 2024. Nicht enthalten in den Renditen sind Gebühren.

Quelle: Berechnungen von Vanguard in EUR auf Grundlage von Daten von Refinitiv

Wahljahre werden gern ignoriert

Werfen wir einmal einen Blick auf die längerfristige Marktentwicklung. Schnell wird dann klar, dass US-Wahlen auf die Entwicklung der Marktrenditen kaum einen Einfluss haben.

Das folgende Diagramm zeigt die Entwicklung der globalen und US-amerikanischen Aktienmärkte von August 1971 bis September 2024. In dieser Zeit fanden in den USA 14 Präsidentschaftswahlen statt (die nun im November 2024 anstehende mitgezählt).

Die grauen Säulen markieren diese Wahljahre. Es zeigt sich, dass sich die langfristigen Marktrenditen von einem Wahlausgang kaum beeindrucken lassen.

Was die Aktienmärkte beeindruckt, sind Ereignisse von deutlich größerer Tragweite, wie zum Beispiel das Platzen der Dotcom-Blase und die globale Finanzkrise (2007 bis 2009). Doch auch von diesen Schocks haben sich die Aktienmärkte erholt und haben seither neue Rekorde verzeichnet.

Das Diagramm zeigt die Kurse globaler Aktien (bis 31. Dezember 1987 gemessen am MSCI World Price Index, anschließend gemessen am MSCI AC World Price Index) und US-amerikanischer Aktien (gemessen am S&P 500 Price Index) zwischen dem 20. August 1971 und dem 27. September 2024 in EUR

Anmerkungen: Das Diagramm zeigt die Kurse globaler Aktien (bis 31. Dezember 1987 gemessen am MSCI World Price Index, anschließend gemessen am MSCI AC World Price Index) und US-amerikanischer Aktien (gemessen am S&P 500 Price Index) zwischen dem 20. August 1971 und dem 27. September 2024 in EUR. Nicht enthalten in den Renditen sind Gebühren. Die grauen Säulen markieren Wahljahre in den USA. Beide Indizes wurden per 20. August 1971 auf 100 umbasiert.

Quelle: Berechnungen von Vanguard in EUR auf Grundlage von Daten von Refinitiv; Stand: 4. Oktober 2024.

Markt-Timing ist zwecklos – Die besten und die schwächsten Handelstage liegen oft dicht beieinander

Markt-Timing kann oft mehr schaden als nutzen. Warum das so ist, macht ein Blick zurück deutlich: In der Vergangenheit lagen die besten und schwächsten Handelstage oft nah beieinander.

Die goldenen Balken in der nachstehenden Grafik zeigen die 20 schwächsten Handelstage seit 1980. Wer nicht genau hinsieht, könnte sie für eine Spiegelung der grünen Balken halten, die die 20 besten Handelstage abbilden. Die Verteilung der Tage mit den höchsten Gewinnen und größten Verlusten zeigt, dass erfolgreiches Markt-Timing praktisch unmöglich ist.

Wer sich an Timing-Strategien versucht, verpasst möglicherweise auch die Erholung nach einem Kursrückgang – und gefährdet damit die eigenen Anlageziele.

Es ist nur natürlich, dass Anleger jetzt reagieren wollen. Langfristig hängt der Erfolg am Aktienmarkt jedoch nicht von kurzlebigen Ereignissen ab, sondern von Wirtschaftswachstum, Zinssätzen, Produktivität, Innovation und zahlreichen weiteren Faktoren.

Darstellung: 12 der 20 besten Handelstage fielen auf Jahre mit negativen Renditen. Und 8 der 20 schwächsten Handelstage vielen auf Jahre mit positiven Renditen.

Quelle: Berechnungen von Vanguard in EUR per 1. Oktober 2024 auf Grundlage von Daten von Refinitiv.

Anmerkungen: Die Grafik zeigt die Tagesrenditen des MSCI World Index für den Zeitraum vom 1. Januar 1980 bis zum 31. Dezember 1987, anschließend die Wertentwicklung des MSCI AC World Index. Die grünen Balken entsprechen den 20 besten Handelstagen, die goldenen Balken den 20 schlechtesten Handelstagen, jeweils seit dem 1. Januar 1980. Die Wertentwicklung eines Index ist keine exakte Darstellung einer bestimmten Anlage, da Anlegerinnen und Anleger nicht direkt in einen Index investieren können.

Was zählt ist, was man kontrollieren kann

US-Präsidentschaftswahlen sorgen zwar für viele Schlagzeilen, aber Anleger sollten sich davon nicht beeindrucken lassen. Es ist verständlich, dass man sich über Wahlen Gedanken macht, aber für Märkte, Portfolios und Finanzpläne sind sie irrelevant. Das zeigt ein Blick auf historische Daten.

Diese Grundsätze sind zeitlos – und in Zeiten wie diesen besonders hilfreich.
Wer das Rauschen ausblendet und langfristig denkt, kann Fortschritte bei der Umsetzung seiner Finanzziele machen.

Wir sind überzeugt, dass Anleger mit unseren vier Grundsätzen für Anlageerfolg gut gerüstet sind: klare und angemessene Ziele setzen, das Anlagevermögen in ein ausgewogenes Portfolio aus Aktien und Anleihen investieren, Kosten minimieren sowie Disziplin wahren und langfristig denken.

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Klaus Rombach Finanzberater

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