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9 teure Denkfehler, die Anleger richtig viel Geld kosten!

Investieren ist kein Spiel, in dem derjenige mit einem IQ von 160 diejenigen mit einem IQ von 130 schlägt. Vernunft ist entscheidend.

Warren Buffet

Demzufolge können alle Selbstentscheider, das sind die Anleger, die ihr Geld selbst verwalten, Erfolg haben. Dass viele dennoch scheitern, hat weniger mit ihrer mangelnden Intelligenz, sondern mit fehlender Selbstdisziplin zu tun. Man muss es also nur schaffen, die Fehler zu vermeiden. Das setzt voraus, die eigenen Schwächen zu kennen.

Die Verhaltensökonomie versucht, Erklärungen dafür zu finden, warum Menschen oft Entscheidungen treffen, deren Folgen ihren Interessen widersprechen. Wir nennen die 9 gravierendsten Verhaltensfehler, die jedem Anleger typischerweise irgendwann unterlaufen.

Häufige Fragen

Wenn Sie mehr wissen möchten, lade ich Sie ein, den Beitrag weiterzulesen. Bei spezifischen Fragen rund um das Thema Geldanlage stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

1. Die Selbstüberschätzung

Das Phänomen der Selbstüberschätzung beschreibt eine typisch menschliche Eigenschaft, zu der auch Anleger neigen. Wir glauben, dass wir klüger und geschickter sind als es der Wirklichkeit entspricht. Selbstüberschätzung verleitet typischerweise 60 bis 70 Prozent der Autofahrer zur Behauptung, dass sie zu den 30 Prozent der sichersten Autofahrer zählen. Das ist nur ein Beispiel. In seiner extremsten Ausprägung artet sie in Hybris aus. Man spricht dann vom Dunning-Kruger-Effekt.

Er impliziert nicht nur eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten, sondern auch ein steigendes Selbstvertrauen bei zunehmender Unwissenheit. Unterstellt man, dass viele Menschen tatsächlich wenig informiert sind über Finanzangelegenheiten, kann das Phänomen der Selbstüberschätzung zu einem schlechten Start in die Anlegerkarriere führen.

2. Die selektive Wahrnehmung

Wir erinnern uns ungern an schlechte Dinge und neigen dazu, die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen. Das führt zum Phänomen der selektiven Wahrnehmung. Wir wollen uns eher nicht an verpasste Einstiegsgelegenheiten erinnern und noch viel weniger an Investments, die sich als Reinfall entpuppten und zu Verlusten führten. Werden Informationen auf diese Weise gefiltert, sprechen Psychologen von „kognitiver Dissonanz“. Wenn in uns also zwei gegensätzliche Vorstellungen, Meinungen, Ansichten oder Verhaltensweisen aufeinandertreffen, wird dieser Affekt bewirken, dass wir diesen vermeintlichen Widerspruch aufzuheben versuchen. Um eine schlechte Anlageentscheidung in der Vergangenheit vor uns selbst zu rechtfertigen, wird unser Gedächtnis also diese schlechte Erinnerung aufhübschen – vor allem, wenn wir uns für einen guten Investor halten.

3. Die Repräsentativität

Eine andere Form der selektiven Erinnerung ist die Repräsentativität. Wir messen manchen Informationen – etwa kurzfristigen Kursentwicklungen – ein zu großes Gewicht bei und vernachlässigen dafür andere. Im Zweifel werden langfristig relevante Daten weniger eindeutig sein in ihrer Bedeutung und damit schwammiger. Da rufen wir doch lieber die scheinbar aussagekräftige Schlagzeile hervor, die aber mit Sicherheit wenig Bedeutung für den langfristigen Erfolg unseres Investments hat.

4. Die Selbstbeschränkung

Wissenschaftler haben auch ein Verhalten ausgemacht, das als Gegenteil von Selbstüberschätzung gilt: Man versucht, einen möglicherweise schlechten Ausgang einer Situation schon im Voraus zu begründen – ganz gleich, ob diese Erklärung zutrifft oder nicht. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen Selbstbeschränkung oder Self-Handicap genannt. Ein Beispiel dafür ist etwa die Ankündigung vor einer Präsentation, dass wir uns nicht wohlfühlen. Läuft die Präsentation schlecht, haben wir eine Entschuldigung parat. Vielleicht hat aber gerade unser negatives Mindset entscheidend dazu beigetragen, dass wir die Präsentation versaut haben?

Bezogen auf die Welt des Investierens: Wenn wir bereits im Vorhinein nach Ausreden suchen, dann sind wir vielleicht doch nicht überzeugt von unserer Investmentthese?

5. Die Verlustaversion

Es ist bekannt, dass Investoren bei steigenden Aktienkursen verkaufen“, um Gewinne mitzunehmen“, während sie zugleich nicht wahrhaben wollen, dass bei anderen Positionen die steigenden Verluste dramatische Ausmaße annehmen. In seinem Buch „Common Stocks and Uncommon Profits“ schreibt Philip A. Fisher, dass „vermutlich am meisten Geld dadurch verloren wurde, dass Investoren eine Aktie, die sie eigentlich gar nicht mehr wollten, hielten, bis sie auf null fiel“. Wie passt das zusammen? Einerseits nehmen wir Geld vom Tisch bei Aktien, die blendende Perspektiven haben, andererseits halten wir an Pleitekandidaten fest. Wir bedauern ein schlechtes Ergebnis umso mehr, wenn wir die Investition aus gutem Grund eingegangen sind. Damit schieben wir den Zeitpunkt hinaus, an dem wir die Konsequenzen unseres Handelns anerkennen müssen.


Es ist auch keine große Hilfe, dass wir den Schmerz über einen Verlust stärker wahrnehmen als die Freude über einen spiegelbildlichen Gewinn. Unser Bedürfnis, Verluste zu vermeiden, kann dazu führen, dass wir an schlechten Aktien zu lange festzuhalten in der vergeblichen Hoffnung, dass sie irgendwann einmal Gewinne einbringen.

6. Die investierten Kosten

Auch der Blick auf den Einsatz für eine Investition kann das Phänomen der Verlustaversion auslösen. Wir rücken bei Entscheidungsprozessen oft die „investierten Kosten“ in den Mittelpunkt und vernachlässigen den Kern der Sache. Das kann dazu führen, dass wir an einem Investment festhalten, selbst wenn die dahinterstehende Prämisse ins Wanken gerät. Ein Beispiel: Sie haben teure Theaterkarten gekauft. Vor Beginn der Veranstaltung erfahren Sie, dass das Stück furchtbar ist. Da Sie aber für die Karten viel Geld gezahlt haben, gehen Sie trotzdem hin. Anders wäre es, wenn Ihnen die Tickets geschenkt worden wären; Sie würden die Aufführung vermutlich nicht besuchen. Rational wäre es indes, die Entscheidung, ins Theater zu gehen, davon abhängig zu machen, ob Sie das Stück sehen wollen oder nicht.
Übertragen auf die Welt des Investierens: Wäre uns die Aktie oder der Fondsanteil geschenkt worden, würden wir vermutlich – zu Recht – schneller die Reißleine ziehen!

7. Das Anchoring

Fragen Sie mal einen Berliner nach der Einwohnerzahl von Frankfurt am Main. Er wird die ihm bekannte Zahl – die Einwohnerzahl seiner eigenen Stadt – als Ausgangspunkt für seine Schätzung nehmen und dann nach unten korrigieren. Aber vermutlich nicht stark genug. Anchoring findet sich auch in der Welt der Kapitalanlage. Wenn wir etwas Unbekanntes einschätzen müssen, orientieren wir uns an dem, was wir wissen. Aber das ist häufig vollkommen irrelevant. Wenn wir in Aktien bei einem Dax-Stand von 15.000 Punkten investieren, werden wir diese Marke als relevant erachten. Aber diese Information hat keinen objektiven Nutzen und es ergibt keinen Sinn, dieser Marke irgendeine Relevanz beizumessen.

8. Der Bestätigungsfehler

Ein weiteres Risiko liegt darin, wie wir Informationen betrachten. Es kommt nur allzu oft vor, dass wir nach einer Bestätigung für unsere Meinung suchen, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir nehmen nur die Informationen wahr, die unsere Meinung stützt. Wenn wir beispielsweise mit unserem Auto – sagen wir, es ist ein Peugeot – zufrieden sind, werden wir Informationen, die unserer eigenen, guten Erfahrung mit dieser Marke entsprechen, eher wahrnehmen als gegenteilige Nachrichten. Wenn wir einen Fonds mit Fokus auf Pharmaaktien gekauft haben, werden uns die positiven Informationen zur Branche auffallen – negative Nachrichten registrieren wir allenfalls am Rand.

9. Der Herdentrieb

Investoren bekommen massenweise Anlagetipps von Anlegermagazinen und Internetseiten. Zwangsläufig erinnert man sich an die letzte Empfehlung und steigt bei dieser Aktie ein – das ist eine Facette des oft beschriebenen Herdentriebs. Leider kommt es häufig vor, dass eine Aktie wegen ihrer guten Kursentwicklung in den Blick der Öffentlichkeit rückt und nicht, weil sich das Geschäft des Unternehmens gut entwickelt. Häufig geschieht es, dass Hype-Aktien in ein paar Monaten nicht mehr zu den Börsenlieblingen zählt und der Kurs fällt. Anleger müssten es besser wissen, als der Herde zu folgen. Wir alle können bessere Anleger sein, wenn wir lernen würden, wie wir Investments bewusst und aus den richtigen Gründen auswählen und die Störgeräusche ausblenden.

Warum Coolness entscheidend sein wird

Die meisten Anleger glauben, dass es wichtig sei, viel Wissen aufzubauen, um erfolgreich am Kapitalmarkt zu investieren. Den optimalen Kauf-/Verkaufszeitpunkt zu finden, die Wirtschaftsnachrichten zu verfolgen und die Entwicklung einzelner Aktienkurse zu beobachten sind laut einer Umfrage die wichtigsten Erfolgskriterien beim Investieren, so die Meinung der Teilnehmer dieser Studie.

Anleger stehen sich selbst im Weg

Wie wir also feststellen können, muss man als Anleger nicht unbedingt ein fachliches Genie sein, um sein Geld am Kapitalmarkt erfolgreich zu vermehren. Ein breit um den Globus diversifiziertes Anlageportfolio mit ETFs wäre für die meisten Anleger die perfekte Anlagestrategie und eigentlich die Lösung für alle Geldanlageprobleme. Doch leider stehen sich Anleger selbst im Weg und verhindern damit den Erfolg.
Denn gerade in turbulenten Marktphasen oder bei gravierenden Kurseinbrüchen zeigt sich immer wieder, dass Anleger dazu neigen, wie scheue Pferde in Panik zu verfallen, um dann ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Markt zu galoppieren.

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Klaus Rombach Finanzberater

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